SWR Symphonieorchester in Stuttgart

” […] eindrucksvoll interpretierte das SWR Vokalensemble zusammen mit dem SWR Symphonieorchester dann das Schicksalslied für Chor und Orchester op. 54 von Johannes Brahms nach Texten von Hölderlin. Dieses Werk kommt dem „Deutschen Requiem“ von Brahms am nächsten, was die gelungene Wiedergabe unter Pablo Heras-Casado deutlich zeigte. Die Seligkeit der Götter steht hier der Ungewissheit des Menschengeschlechts gegenüber. Eine unsagbare Sehnsucht nach Verklärtheit beherrschte diese bemerkenswerte Interpretation, wo das SWR Vokalensemble zusammen mit dem SWR Symphonieorchester glänzen konnte. Erdentfernte Klänge korrespondierten mit voll dahinströmenden Melodien: „Ihr wandelt droben im Licht auf weichem Boden, selige Genien“. Die auffahrenden Streicher beschworen die Leere, während die heftigen Rufe des Blechs deutlich wurden: „Doch uns ist gegeben, auf keiner Stätte zu ruhen“. Immer verzweifelter wurde hier der Gesang des Chores, die Qual der Stürzenden trat in erschütternder Weise hervor. Die Leere der dunklen Tiefe wurde dabei klanglich in hervorragender Weise getroffen. Das Sehnsuchtsbild des Elysiums offenbarte auch Verheißung.

Zum Abschluss interpretierte Pablo Heras-Casado mit dem vorzüglichen SWR Symphonieorchester die Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47 von Dmitrij Schostakowitsch, wo „Das Werden der Persönlichkeit“ beschrieben wird. Der Wechsel zwischen Zerknirschtheit und Orgiastik wurde dabei in zahlreichen kontrapunktischen Finessen herausgestellt. Bruckner, Mahler und Tschaikowsky blieben immer wieder spürbar – aber nie aufdringlich. Pablo Heras-Casado legte auf klangliche Kontraste großen Wert.”

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“Er führt das Orchester zu einem wunderbar entschlackten, schlanken und frischen Klangbild. Fein gewobene Streichersequenzen, gepaart mit durchlässigen Holz- und Blechstimmen, erzeugen tatsächlich so etwas wie die programmatisch intendierten frühlingshaften Hochgefühle. Rauschende Tremoli und Crescendi runden den schwärmerisch-romantischen Tonfall ab. Das Larghetto ruht metrisch fein ausbalanciert in sich, das Scherzo erstrahlt in erhabener Klangfülle, durchzogen von feinen Holz-Schleiern und mit einem elastisch federnden Trio. Gebündelte dynamische Kräfte werden im Schlusssatz freigesetzt. Auch die sich nach der Pause anschließende Es-Dur-Symphonie op. 47 trägt einen Beinamen – die ‘Rheinische’, der diesmal allerdings nicht der thematisch explizit erklärten Sphäre des Komponisten entstammt. Geschrieben worden sein soll sie im Überschwang der Gefühle anlässlich des Umzugs der Familie Schumann nach Düsseldorf. Ob sie aus heutiger Sicht lokalpatriotisch hyperkorrekt nun besser ‚Links- oder Rechtsrheinische‘ heißen sollte – die euphorische, spielfreudige Grundstimmung bringt Heras-Casados Ansatz jedenfalls gekonnt auf den Punkt.”

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